Der Prozess um einen folgenschweren Lkw-Unfall auf der Bundesstraße 6 bei Bruchhausen-Vilsen geht in die nächste Runde. Nach mehr als vier Jahren steht ein 45-jähriger Angeklagter erneut vor dem Landgericht Verden. Bei dem tragischen Vorfall am 10. November 2020 kam ein 63-jähriger niederländischer Lkw-Fahrer ums Leben, während der Unfallverursacher, ein Berufskraftfahrer aus Sulingen, selbst schwer verletzt wurde. Das Landgericht hatte ihn im Oktober 2022 ursprünglich wegen fahrlässiger Tötung verurteilt und mit einer einjährigen Bewährungsstrafe belegt. Die Staatsanwaltschaft hatte jedoch Revision eingelegt, und der Bundesgerichtshof (BGH) hob das Urteil im Februar 2024 auf. Damit wird eine vollständige Neubewertung des Falls erforderlich, wie Kreiszeitung.de berichtete.
Erneute Beweisaufnahme
Im neuen Prozess wird nun überprüft, ob der Sulinger seinen Lkw absichtlich in den Gegenverkehr lenkte, um sich selbst das Leben zu nehmen. Die Anklagebehörde nimmt diese Annahme weiterhin ernst und betrachtet es als möglich, dass der Angeklagte absichtlich einen Unglücksfall herbeiführen wollte, um sich selbst zu töten. Der 45-Jährige verweigert bisher eine Aussage zu den Vorwürfen und hatte sich im ersten Verfahren auf Gedächtnislücken berufen. Die psychiatrische Sachverständige konnte jedoch keine schlüssige Beurteilung zur Suizidabsicht abgeben und konnte keine psychischen Auffälligkeiten feststellen, die einen Einfluss auf seine Handlungsfähigkeit hätten belegen können, wie Weser-Kurier.de kritisch anmerkte.
Die Unfallrekonstruktion zeigt, dass die Bremsen und Lenkanlagen der Lkw am Unfalltag funktionstüchtig waren und keine technischen Mängel zu dem verheerenden Zusammenstoß führten. Der Prozess soll am 7. Januar 2024 fortgesetzt werden und es bleibt abzuwarten, ob der Angeklagte dann eine Erklärung zu den Vorwürfen abgeben wird.